Giardien sind parasitäre Einzeller (so genannte Geißeltierchen), die sich im Magen-Darm-Trakt vieler Säugetiere inkl. des Menschen, Vögeln und Reptilien ansiedeln können. Dort ernähren sie sich von Darm-Inhalt und schädigen die empfindliche Darmschleim- haut. Mit vollen Namen heißt der Krankheitserreger Giardia intestinalis, wobei es von Giardia intestinalis etwa 40 Unterarten gibt. Die Häufigkeit eines Giardia intestinalis-Befall in Europa wird bei Hund und Katze je nach Literatur mit 12-17 % beschrieben. Jungtiere sind hier deutlich häufiger vertreten als ältere Tiere, mit Befallsraten von 70-75 %, somit ist die Giardiose durchaus als eine Art “Kinderkrankheit” zu betrachten.
Was sind Giardien?
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Wie kann eine Infektion mit Giardia intestinalis erfolgen?
Giardien parasitieren im Darm, seltener auch in der Gallenblase. Sie vermehren sich durch Zweiteilung. In Abhängigkeit des pH-Wertes im Darmlumen können sich die Giardien zu Zysten umwandeln, die dann mit dem Kot ausgeschieden werden. Diese Zysten sind in der Umwelt bis zu drei Wochen infektiös, in feuchtem Milieu sogar mehrere Monate. Eine Infektion mit Giardia intestinalis erfolgt durch orale Aufnahme der Zysten aus der Umwelt, beispielsweise über kontaminiertes Futter oder Trinkwasser oder durch Belecken von kotverschmutzten Hautpartien.
Welche Symptome treten auf und wie lässt sich ein Giardien-Befall feststellen?
In Abhängigkeit vom Immunstatus des betroffenen Tieres präsentiert sich ein Giardien-Befall symptomfrei bis hin zu heftigen, teilweise sogar blutig-schleimigen Durchfällen. Besonders Jungtiere zeigen ausgeprägte Symptome, verlieren über den wässrigen Kot rasch Flüssigkeit, trocknen aus und entwickeln ernstzunehmende Kreislaufbeschwerden.
Giardien können über eine Kotuntersuchung nachgewiesen werden. Da die Giardien bzw. deren Zysten nicht mit jedem Kotabsatz ausgeschieden werden, sollte hierfür Kot über drei Tage gesammelt werden und am Ende der drei Tage in der Tierarztpraxis zur Untersuchung abgegeben werden. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass bei einem vorliegenden Befall auch tatsächlich Giardien im Kot zu finden sind. Hierfür können Sie sich gerne ein Kotsammelröhrchen in unserer Praxis abholen.
Mein Tier hat Giardien - was nun?
Ein Giardienbefall bei Hund und Katze kann medikamentös behandelt werden. Hierfür stehen verschiedene Präparate zur Verfügung. Um die Giardien in den verschiedenen Stadien ihres Entwicklungszyklus abzutöten, muss bei der Behandlung ein bestimmtes Schema eingehalten werden. Teilweise haben Giardien jedoch Resistenzen gegen die verfügbaren Wirkstoffe entwickelt, d.h. sie zeigen sich viel widerstandsfähiger als eigentlich zu erwarten ist. In diesem Fall reicht ein einmaliger Behandlungszyklus nicht mehr aus, um die Erreger zu eliminieren werden mehrere Behandlungszyklen mit verschiedenen Präparaten nötig. In eine Giardien-Behandlung sollten stets alle empfänglichen Tiere im Haushalt mit einbezogen werden, da von einer gegenseitigen Infektion auszugehen ist. Während der Giardienbehandlung empfiehlt sich zudem eine kohlenhydratarme Diät, da Giardien sich v.a. von Kohlenhydraten ernähren und ein Kohlenhydrat-Entzug ihre Vermehrung erschwert.
Zusätzliche Maßnahmen
Giardien werden auch noch während der medikamentösen Behandlung mit dem Kot ausgeschieden und kontaminieren so die Umwelt des Tieres. Um eine Reinfektion zu verhindern, sollten entsprechende Hygiene-Maßnahmen getroffen werden: Das Katzenklo ist täglich zu reinigen und mit kochend heißem Wasser zu übergießen. Gleiches gilt für die Futternäpfe. Hinterlassenschaften von Hunden im Garten oder Hof müssen entsprechend entsorgt werden und der Bereich mit kochend heißem Wasser gereinigt werden. Giardien können Hitze nicht ausstehen und somit ist dies ein potentes Mittel, Giardien zu eliminieren. Handelsübliche Desinfektionsmittel wie Sagrotan etc. sind nicht wirksam gegen Giardien.
Bin ich als Mensch gefährdet?
Giardien sind auch für Menschen ansteckend. Die Infektionsdosis, also die Menge an aufgenommenen Erregern, die eine Erkrankung mit klinischen Symptomen auslöst, ist sogar sehr gering. Jedoch hängt es von der Giardien-Unterart ab, ob diese von Hund oder Katze auf den Menschen übertragen werden kann oder nicht. Da die Unterart von Giardia intestinalis jedoch mit den regulären Kotuntersuchungen nicht bestimmt wird, ist aus Sicherheitsgründen grundsätzlich von einer Ansteckungsgefahr auszugehen. Der Übertragungsweg von Tieren auf den Menschen spielt bei der Giardiose des Menschen allerdings eine untergeordnete Rolle, viel häufiger finden Infektionen aufgrund von kontaminiertem Trinkwasser oder Essen oder durch eine Weitergabe direkt von Mensch zu Mensch statt. Vernünftige Hygienemaßnahmen im Umgang mit einem Giardieninfizierten Tier sind in der Regel ausreichend, um das Infekti¬onsrisiko auf ein akzeptables Maß zu senken (Händewaschen nach Tierkontakt und v.a. vor dem Essen, Kleinkinder und Personen mit Immunschwäche fernhalten, keine “Küsschen” geben lassen…)