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Metronomische Chemotherapie beim Hund und Katzen – manchmal ist weniger mehr

Unsere Praxisphilosophie im Sinne unsere Patienten lautet, so wenig wie möglich und so viel nötig.
Die metronomische Chemotherapie stellt eine gute Alternative zur klassischen Chemotherapie dar. Sie ist eine relativ neue Form der Krebstherapie. Im Humanbereich wird die Form der Therapie seit knapp 20 Jahren mit Erfolg eingesetzt.

Klassische Chemotherapie

Die klassische Krebstherapie hat zum Ziel eine möglichst große Anzahl sich schnell teilender Tumorzellen zu zerstören. Auch einige gesunde, nicht entartete Zellen besitzen ebenfalls eine hohe Teilungsrate, so zum Beispiel die Zellen des Knochenmarks oder des Darms. Daher werden häufig auch diese Zellen bei der Behandlung in Mitleidenschaft gezogen. Aufgrund dieser Eigenschaft sind notwendige Behandlungspausen sehr wichtig. Bei der klassischen Chemotherapie wird eine hohe Dosis an Medikamenten über einen relativ kurzen Zeitraum verabreicht. Danach folgt eine therapiefreie Zeit, in der sich die gesunden Zellen erholen können. In der Tiermedizin werden nur selten alle Tumorzellen mit dieser Therapieform abgetötet.

Metronomische Chemotherapie

Das Konzept der metronomischen Chemotherapie wurde vor etwa 20 ­Jahren in der Humanmedizin entwickelt und schließlich auch von der Tiermedizin übernommen. Bei der metronomischen Chemotherapie werden Chemotherapeutika in kurzen Intervallen und sehr niedrigen Dosen verabreicht. Bei der Therapie steht die Lebensqualität im Mittelpunkt und nicht die Heilung um jeden Preis.

Die Therapie ist darauf ausgerichtet, das Tumorwachstum zu reduzieren und dies zu kontrollieren. Eine zweite Säule der metronomischen Chemotherapie ist die Modulation des Immunsystems.

Bei dieser Art der Chemotherapie wird eine geringe Menge an oralen Medikamenten für die Chemotherapie verabreicht und diese Verabreichung erfolgt bis zum Lebensende. Diese Behandlung wirkt nicht nur weil sie einen gewissen Teil der Krebszellen abtötet, sondern es reduziert die Versorgung des Tumors mit Blut und stoppt die Bildung neuer Blutgefäße, die für ein Wachstum notwendig sind. Ab einer Größe von 2mm benötigt ein Tumor die Nährstoffversorgung durch Blutgefäße. Daneben hilft diese Therapieform dem eigenen Immunsystem gegen den Tumor anzukämpfen.

Welche Vorteile hat eine metronomische Chemotherapie im Vergleich zur klassischen Chemotherapie?

Eine metronomische Chemotherapie hat viele Vorteile:

  • Die Medikamentendosis ist deutlich geringer und damit auch die Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen
  • Wenn sich Nebenwirkungen einstellen, sind diese meist milder und selbstlimitierend
  • Die Kontrolluntersuchungen finden bei Patienten unter metronomischer Chemotherapie meist weniger häufig statt als bei einer klassischen Chemotherapie.
  • Bei der metronomischen Chemo­therapie werden immer orale Medikamente eingesetzt und diese können zu Hause verabreicht werden.
  • Die Gesamtkosten sind meist geringer als bei einer klassischen Chemotherapie.
  • Es entwickeln sich seltener Medikamentenresistenzen der Tumorzellen, da die Gabe der Medikamente dauerhaft erfolgt.

 

Wie läuft eine metronomischische Chemotherapie ab?

Zur Behandlung stehen orale Zytostatika und COX2- Hemmer zur Verfügung. Die geeigneten Medikamente werden individuell auf den Patienten angepasst.

Wir kombinieren in unserer Praxis die Therapie mit einem angepassten Ernährungsplan für Tumorpatienten.

Eine Blutuntersuchung sollte vor Beginn der Behandlung und in regelmäßigen Abständen durchgeführt werden.

Mit welchen Nebenwirkungen ist bei einer metronomischen Chemotherapie zu rechnen?

Diese Art der Behandlung wird gut vertragen. Die Häufigkeit der Nebenwirkungen deutlich geringer und hängt davon ab wie oft und in welcher Dosis der Zytostatika verabreicht werden. Die Nebenwirkungen sind typischerweise mild, z.B. anfängliches Erbrechen oder leichter Durchfall. Diese Nebenwirkungen sind selbstlimitierend oder verschwinden bei einer Anpassung der Dosis.

Allgemeines zur metronomischer Chemotherapie

Bei Tumorarten, bei denen die herkömmliche Chemotherapie laut den vorhandenen Studien keine guten Erfolge oder ein sehr hohes Nebenwirkungspotenzial hat, ist die metronomische Form für uns eine sehr sinnvolle Alternative. Wir möchten gemeinsam mit Ihnen alle möglichen Optionen offen besprechen. Denn auch naturheilkundliche Therapien, Spinnen- und Misteltherapien, Mykotherapien, klassische Chemotherapie und Strahlentherapie haben unterschiedliche Therapieansätze und können je nach Tumorart auch die bessere Wahl zur metronomischen Chemotherapie sein.

Wir finden eine passende Tumorbehandlung, denn diese sollte immer individuell auf Patienten und seine Besitzer abgestimmt sein. Auch spielen wichtige Faktoren eine große Rolle bei der Therapieentscheidung, denn die Tumorart, die Größe des Tumors, das Ergebnis des Tumorstaging (Metastasen), die Erfolgsaussichten, aber auch die finanziellen Möglichkeiten oder Lebensumstände der Besitzer (Schwangere, kleine Kinder im Haus, selbst Tumorpatient) müssen bei der Entscheidung berücksichtigt werden. Eine metronomische Chemotherapie oder alternative Behandlungsmethode, stellen für viele Patienten eine gute Option dar und sollte unseres Erachtens immer Vorrang zu einer Nichtbehandlung haben.

Ein gutes Beispiel: Ein Tumor, der in Studien sehr gut auf die Therapie mit COX-2-Hemmern anspricht, ist das Übergangsepithelkarzinom in der Harnblase. Die Gabe von Meloxicam (klassisches NSAID – entzündungshemmendes Schmerzmittel) hatte hier eine ähnliche Erfolgsrate wie eine klassische Chemotherapie mit Carbo­platin.

Für uns macht es in diesem speziellen Fall auch mehr Sinn, die metronomische Therapie mit COX-2-Hemmern anzuwenden. Weniger Nebenwirkungen, Aufwand und Kosten sind bei ähnlicher Erfolgsrate sicher zu bevorzugen. Anders ist es wiederum bei Tumorarten wie dem Lymphom beim Hund, bei denen die konventionelle Chemotherapie sehr hohe Erfolgsraten hat und viele Hunde in Remission gehen. In solchen Fällen empfehlen wir in der Regel keine metronomische Therapie, da die Vorteile der klassischen Chemotherapie überwiegen.

Auch im Hinblick auf die Lebensumstände der tierischen Patienten (z.B. ängstliche Katze, bereits Metastasen oder Tumorarten mit sehr kurzer Überlebenszeit usw.), sowie limitierende finanzielle Mittel der Besitzer, ist für den Großteil der tierischen Patienten, die metromische Therapie eine sehr gute Alternative.

Wenn Sie Fragen rund um das Thema metronomische Chemotherapie haben oder Sie eine individuelle Tumorberatung wünschen, dann vereinbaren Sie gerne einen Beratungstermin mit einer unserer onkologisch ausgerichteten Tierärztinnen.

Ihr Team der VETPraxis