Das „Megacolon“ (mega = „groß“ und colon =„Dickdarm“) ist die Folge einer chronischen Verstopfung mit einhergehender Aussackung (Dilatation) eines Dickdarmabschnitts.
Als Ursache können in Frage kommen:
• Striktur / Engstelle / Tumor im Darm
• das Becken als Nadelöhr in Folge einer Beckenfraktur
• Stoffwechselerkrankungen
• Fehlernährung
• angeborene Fehlbildungen
• chronischer/hgr. Flüssigkeitsmangel
• Fremdkörper
• hochgradiger Parasitenbefall
• Übergewicht / Bewegungsmangel
In diesem Beitrag erklären wir, wie es zu einem Megacolon kommen kann, wie man es erkennt und vieles mehr!
Was ist ein Megacolon?
Ein Megacolon stellt das Endstadium einer chronischen Verdauungsstörung dar. Der Enddarm ist dauerhaft erweitert, besitzt kaum noch Peristaltik und es kommt zu einer hochgradigen Anschoppung von trockenem und hartem Kot.
Was können die Ursachen für ein Megacolon sein?
Wer kennt das Problem einer Verstopfung bei der Katze nicht? Gerade ältere Katzen mit einer bekannten Nierenerkrankung neigen immer wieder dazu an einer Verstopfung zu erkranken. Doch was passiert, wenn der fehlende Kotabsatz länger andauert? Eine länger anhaltende Verstopfung in Kombination mit einer Darmträgheit nennt man Koprostase. Diese kann man im Röntgen diagnostizieren. Denn hier schoppt der Kot im Dickdarm an und wird nicht mehr weitertransportiert.
Von einem Megacolon sind hauptsächlich unsere Samtpfoten betroffen, bei Hunden kommt diese Erkrankung nur sehr selten vor. Es wird unterschieden zwischen einem primären idiopathischen und sekundärem erworbenen Megacolon. Ein angeborenes Megacolon, wie bei einer Atresia ani (angeborene Fehlbildung des Enddarms) oder ein Megacolon infolge einer Stoffwechselstörung, sind äußerst selten.
Die häufigste Ursache für ein erworbenes Megacolon sind Beckenfrakturen z.B. nach einem Autounfall, die zu einer Einengung des Beckenkanals geführt haben.
Aber auch viele Langhaarkatzen neigen zu einem Megacolon, denn hier kommt es durch die eigene Fellpflege der Katzen zu einer immer wiederkehrenden Aufnahme von Haaren und damit einhergehenden einer massiven Verstopfung. Diese kann mit der Zeit chronisch werden und es entsteht ein Megacolon. Aber auch Darmtumore, Zubildungen die den Darm in seiner Peristaltik einschränken, Beckendeformationen und Fremdkörper können zu einer erworbenen Form führen.
Kommt es zu Störungen der Nervenversorgung des Darms durch zum Beispiel Bandscheibenvorfälle, Wirbelsäulenverletzungen oder Erkrankungen des Nervensystems, kann die Funktionalität des Darms ebenfalls massiv beeinträchtig werden. Aber auch bei dehydrierten Katzen (chronische Nierenerkrankung, Diabestes usw.) kann der Darm massiv Schaden nehmen.
Meist liegt bei der Katze ein idiopathisches Megacolon vor. Das heißt, es kann leider keine Ursache für die zugrunde liegende Verstopfung gefunden werden. Man geht davon aus, dass die Darmmuskulatur geschwächt ist und oder der Darm eine Fehlfunktion in seiner Peristaltik (Darmbewegung) hat.
Symptome und Diagnose
Betroffene Katzen werden uns in der Praxis häufig erst vorgestellt, wenn bereits eine chronische Verstopfung oder sogar schon ein Megacolon besteht. Gerade bei Freigängerkatzen haben die Besitzer*innen oft keinen Überblick über den Kotabsatz ihrer Katzen. Zu Beginn der Erkrankung zeigen die Katzen typische Symptome einer Obstipation. Zu diesen zählen schmerzhafter Kotabsatz von nur sehr wenig und sehr hartem Kot. Die Katzen suchen häufig das Katzenklo auf und verlassen es ohne erfolgreichen Kotabsatz. In chronischen Fällen und wenn es bereits zu einem Megacolon gekommen ist, werden die Katzen häufig mit fehlender Nahrungsaufnahme und beeinträchtigtem Allgemeinbefinden vorgestellt. Viele Katzen sind dehydriert, erbrechen Futter und Wasser, haben einen festen Bauch und sind apathisch.
Wir können oftmals schon beim Durchtasten des Bauches einen fest Kotstrang ertasten. Doch das ganze Ausmaß der Verstopfung können wir erst im Röntgen genau beurteilen.
Nun sollte man schnell Abhilfe schaffen und nachhaltig an einem optimalen Darmtherapie-Management arbeiten. Es sollten immer die Gründe eines Megacolon abgeklärt werden, denn es ist immer besser die Ursache zu beheben, als die eigentlichen Symptome der Erkrankung zu behandeln.
Therapie bei einem chronischen Megacolon
Das Megacolon stellt ein irreversibles Endstadium einer chronischen Darmerkrankung, häufig einer Verstopfung, dar und spricht aufgrund des Funktionsverlustes der Darmmuskulatur kaum mehr auf eine medikamentöse Therapie an. Daher ist es wichtig, eine Koprostase frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, damit eine dauerhafte Schädigung des Darms gar nicht erst entsteht. Ist der Darm über eine Dauer von mehr als sechs Monaten immer wieder geweitet, sind die Veränderungen in der Regel nicht mehr zu beheben. Daher ist es wichtig, eventuell zugrundeliegende Ursachen, wie eine Einengung durch einen Tumor, eine Beckenfraktur oder eine Stoffwechselerkrankung, in diesem engen Zeitfenster zu beheben.
Akute Therapie – als Erstbefund einer Verstopfung / Megacolon
Oft müssen die Katzen in Narkose gelegt werden um den Darm „auszuräumen“. Wenn der teilweise steinharte Kot entfernt wurde, muss zwingend notwendig an dem Fütterungsmanagement gearbeitet werden. Hier kommen auch diverse Medikamente zum Einsatz, um den Darm optimal zu unterstützen, die Peristaltik anzuregen, die Kotkonsistenz und das Kotvolumen anzupassen. Hier müssen die Besitzer*in und unser Praxisteam Hand in Hand arbeiten, um den geliebten Samtpfoten schnellmöglich zu helfen wieder „normal“ Kot absetzen zu können. Denn sonst in die nächste Narkose für eine weitere Koprostase-Behandlung vorprogrammiert.
Wenn eine medikamentöse und fütterungsoptimierte Therapie bei einem Megacolon auf lange Sicht nicht erfolgreich ist, ist eine Operation durch eine erfahrene Tierärztin/Tierarzt erforderlich. Dabei wird der veränderte Darmabschnitt entfernt und chirurgisch die gesunden Darmabschnitte wieder miteinander verbunden.
Postoperativ zeigen die Katzen häufig für sechs bis acht Wochen einen weichen Kotabsatz und teilweise Durchfälle. Dies ist häufig für Sie als Besitzer*in unangenehm, da die Katzen bei starken Durchfällen auch Kot verlieren können. Doch wir möchten Ihnen Mut machen – nach ca. 3 Monaten nach dem chirurgischen Eingriff normalisiert sich die Darmfunktion wieder. Auch ein sogenanntes „Rezidiv“, also das Wiederauftreten der Symptome, ist sehr selten.
Unser Tipp!
Direkt bei einer Verstopfung einen Termin in der Praxis vereinbaren, denn durch ein frühzeitiges Management bestehend aus der Kombination von Medikamenten, Optimierung der Fütterung und Ursachenbehebung, kann ein sogenanntes Megacolon oftmals verhindert werden.