Der MDR1-Gendefekt, auch bekannt als Multi-Drug Resistance, betrifft eine Vielzahl von Hunderassen und wenige Katzenrassen, welche besonders empfindlich auf verschiedene Medikamente reagieren.
MDR1 Defekt beim Hund
Das MDR1-Gen funktioniert bei gesunden Hunden wie ein Filter zwischen der Blut-Hirn-Schranke. Die Blut-Hirn-Schranke ist die Grenze zwischen Blut und Zentralnervensystem. Durch die Zellen, die der Gefäßwand außen anliegen, können nur bestimmte Stoffe ins Gehirn übertreten. Dadurch wird das Gehirn vor schädlichen Stoffen, Krankheitserregern und Giften geschützt. Bei Hunden mit einem MDR1-Gendefekt ist diese Sicherheitsfunktion reduziert und es kommt Vergiftungsanzeichen und leider nicht selten kann eine Überdosis zum Tod führen. Dieser Bericht soll Hundebesitzern von prädisponierten Rassen sensibilisieren. Denn ein unbekannter MDR1-Gendefekt kann für Hunde schnell lebensgefährlich werden.
MDR1-Defekt bei der Katze
Vereinzelt kommt auch bei Katzen ein MDR1-Defekt vor, welcher ähnliche Konsequenzen hat wie beim Hund.
Der MDR1-Defekt bei der Katze wurde bisher bei folgenden Rassen nachgewiesen: Main Coon, Siamkatze, Ragdoll, Russisch Blau, Balinesenkatze, Türkisch Angora, sowie bei verschiedenen kurz-, mittel- und langhaarigen Hauskatzen.
Welche Hunderasse kann davon betroffen sein?
Zu den Rassen, die häufig von diesem Gendefekt betroffen sind, gehören unter anderem der Collie, der Australian Shepherd, Boder Collie, weißer Schäferhund, Deutscher Schäferhund, Elo und der Longhaired Whippet. Sowie alle Mischlinge mit einem Anteil dieser Rassen: z.B. der Leoparden Labrador (Labrador + Australien Shepard)
Vererbung des Defekts
Der MDR1-Gendefekt wird autosomal-dominant vererbt, was bedeutet, dass auch das Vorhandensein nur einer Kopie des defekten Gens ausreicht, um den Zustand zu verursachen. Daher ist es wichtig, dass Hundebesitzer von Mischlingen oder betroffenen Rassen sich über den genetischen Status ihrer Tiere informieren und zur Sicherheit einen MDR1 Test durchführen lassen.
Wir arbeiten seit Jahren mit renommierten Veterinärlaboren zusammen, welche diesen Test standardmäßig anbieten. Aus ein paar Tropfen Blut lässt sich bereits ermitteln, ob Ihr Hund trägt, ist oder nicht.
Es gibt drei mögliche Ergebnisse:
-MDR1+/+: gesund! Kein Träger des Gendefekts
-MDR1+/-: Der Hund ist heterzygot betroffen, ein Elterntier hat den Defekt vererbt, das andere Elterntier nicht. Der Hund kann sensitiv auf bestimmte Arzneimittel reagieren und den Defekt auch weitervererben.
-MDR-/-: Der Hund ist homozygot betroffen, der Defekt wurde von beiden Elterntieren vererbt, bei Einnahme von bestimmten Arzneimitteln muss mit einer hochgradigen Gesundheitsgefährdung gerechnet werden.
Problematische Wirkstoffe
Bei Hunden mit homozygotem MDR1-Genotyp (-/-) werden die betroffenen Therapeutika in drei Kategorien eingeteilt:
Kategorie 1 beinhaltet alle Wirkstoffe, bei denen Intoxikationen wissenschaftlich belegt sind. Es sollten daher nur für den Hund zugelassene Produkte in ihrer zugelassenen Applikationsform verwendet werden. ACHTUNG!!! Pferde werden häufig mit z.B. Ivermectin entwurm, hier besteht bereits die Gefahr einer schwerwiegenden Vergiftung durch die Aufnahme von Pferdeäpfeln. Bereits kleine Menge verursachen einen medizinischen Notfall.
Kategorie 2 hier kann es bei Hunden mit dem MDR1-Defekt zu Überempfindlichkeitsreaktionen kommen. Die Dosierungsangaben sollten unbedingt genau eingehalten werden und es ist eine genaue Überwachung des Patienten wichtig. Durch die Verabreichung von Medikamenten der Kategorie 2, kann es zu Nieren- Leber und Neurologischen Problemen kommen.
Kategorie 3 wurde die Therapiesicherheit (trotz problematischen Wirkstoffen) auch bei Hunden mit homozygotem MDR-Genotyp (-/-) bestätigt – somit können Hunde einen eigentlich für sich giftigen Wirkstoff in einer exakten Dosierung verabreicht bekommen. Stronghold, Advocate oder Milbemax/Milpro
Medikamente der Kategorie 1
z.B.
– Ivermectin (z.B. in Entwurmungsmittel für Pferde)
– Loperamid (z.B. Imodium – Durchfallmittel)
Medikamente der Kategorie 2
z.B.
– Säureblocker (z.B. Cimetidin, Ranitidin)
– Antibiotika (z.B. Erythromycin, Levofloxacin)
– Pilzerkrankungen (z.B. Ketoconazol, Itraconazol)
– Herzmedikament (z.B. Digoxin)
– Immunsuprressiva (z.B. Cylcosporin)
– Opioide (z.B. Butophanol, Fentanyl, Methadon, Morphin)
– Zytostatika (z.B. Doxorubicin, Vinblastin, Vincristin)
Medikamente der Kategorie 3
Tierarzneimittel mit bestätigter Therapiesicherheit bei Hunden mit homozygotem (-/-) MDR-Genotyp (trotz problematischen Wirkstoffen):
– Milbemycinoxim nur als Präparate “Milbemax”, “Program Plus”, “Milpro” und “Milprazin”.
– Moxidectin nur als Präparat “Advocate”
– Selamectin nur als Präparat “Stronghold”
Weitere Infos finden Sie auf der Homepage der Uni Gießen (TransMIT-Zentrum für Pharmakogenetische Diagnostik (PGvet) https://mdr1-defekt.transmit.de/mdr1-defekt/mdr1-gendefekt-beim-hund
Diagnose und Tests
Zur Feststellung des MDR1-Gendefekts stehen Tests zur Verfügung, die über spezialisierte Labore durchgeführt werden können. Diese Tests erfordern in der Regel nur eine kleine Blut- oder eine Backenabstrich des Hundes und sind entscheidend, um das Vorhandensein des Defekts zu bestätigen.
Fazit:
Der MDR1-Gendefekt ist eine ernsthafte genetische Anomalie, welche die Gesundheit vieler Hunderassen beeinträchtigen kann. Die Kenntnis dieses Defekts und seiner Auswirkungen ist für Sie als Hundebesitzer*in von einer prädisponierten Rassen unerlässlich, um die Gesundheit und Sicherheit ihrer Haustiere zu gewährleisten. Durch genetische Tests kann der MDR1-Status eines Hundes bestimmt werden, was eine entscheidende Rolle bei der Vermeidung von schwerwiegenden Medikamentennebenwirkungen spielt. Stellen Sie sich einmal vor, Ihr Hund wird gebissen und benötigt eine OP, ohne das Wissen über den MDR1 – Gendefekt, können vielleicht Medikamente eingesetzt werden, die Ihren Hund in eine lebensbedrohliche Gefahr bringen!
Sorgen Sie mit einem einfachen Test vor – denn „Wissen“ oder „nicht Wissen“ kann ein gefährliches Glücksspiel sein!